Lehrkräftemangel am Gymnasium: Kraftakt bei der Bewältigung
Ab dem Schuljahr 2025/26 trifft der Lehrkräftemangel auf den kompletten Ausbau des neunjährigen Gymnasiums. Die Folge: An einem durchschnittlichen bayerischen Gymnasium werden rechnerisch mehr als drei Vollzeit-Lehrkräfte fehlen. Kultusministerin Anna Stolz musste also handeln und die jetzt vorgelegten Maßnahmen sind einschneidend. Gleichzeitig geben sie den Schulen aber auch Spielräume, eigene Regelungen mit Blick auf die örtlichen Gegebenheiten zu treffen. Die Vertreter und die Vertreterin von Schulleitungen, Eltern und Lehrkräften in Bayern sind sich einig: „Die Bewältigung dieser Mangelsituation wird ein Kraftakt für die ganze Schulfamilie!”
Birgit Bretthauer, Vorsitzende der Landes-Eltern-Vereinigung der Gymnasien in Bayern e.V. (LEV), führt dies genauer aus: „Die Sicherstellung des Pflichtunterrichts mit qualifizierten Lehrkräften hat selbstverständlich oberste Priorität. Eltern sollten sich daher auch auf Einschränkungen beim Wahlunterricht einstellen. Zum Wohle unserer Kinder sollten die Einschnitte aber mit Augenmaß vorgenommen werden.“
Der Vorsitzende der Bayerischen Direktorenvereinigung, Günter Manhardt, sieht in den vielen Teilzeitlehrkräften „den größten Schatz, den das Gymnasium in dieser Lage hat.“ Wenn es gelänge, möglichst viele dazu zu bewegen, etwas mehr Unterricht zu übernehmen, gäbe es genügend qualifizierte Lehrkräfte. Dazu müsse aber die außerunterrichtliche Arbeitsbelastung der Lehrkräfte gesenkt werden. „Auf die Kollegien kommen durch den Mangel zusätzliche Belastungen zu – das gehört zur Wahrheit. Die Schulleitungen werden daher ihre Spielräume zur Verschlankung der Bürokratie nutzen.“ Es müsse sowohl über die „Sinnhaftigkeit einiger Prozesse und Projekte an den Schulen als auch über die Prüfungsformate nachgedacht werden.“ Mit dem hierzu von Staatsministerin Stolz gestarteten Dialogprozess zur Weiterentwicklung der Prüfungskultur sei die gymnasiale Schulfamilie aber bereits auf dem „richtigen Weg, der auch den Lehrerberuf wieder attraktiver machen kann.“
Michael Schwägerl, Vorsitzender des Bayerischen Philologenverbands (bpv), sieht die Maßnahmen des Kultusministeriums mit gemischten Gefühlen: „Es war klar, dass Staatsministerin Anna Stolz und das Kultusministerium mit Blick auf das neue Schuljahr auch im Bereich des Dienstrechts handeln mussten. Wir schätzen die Ehrlichkeit in der Bestandsaufnahme, die schulartspezifische Herangehensweise und die den Schulen und Lehrkräften zur Verfügung stehenden Handlungsspielräume.“
Für den bpv wichtig und hilfreich seien auch die ersten Schritte in der Entbürokratisierungsoffensive, denen jedoch weitere, konkrete Maßnahmen folgen müssten. Schwägerl stellt klar: „Wir sind bereit, in Zeiten von Lehrermangel unseren Beitrag zu leisten. Jedoch sehen wir noch viel mehr Potenzial z.B. durch eine Projektbremse. Jedes neue Projekt, jede neue Aufgabe muss durch den Wegfall eines alten Projektes begleitet werden – vergleichbar der Paragrafenbremse der Staatsregierung. Sie schafft mehr Kapazitäten für das Kerngeschäft und kann zudem einen Beitrag zur Lehrkräftegesundheit leisten.“
Alle drei Vorsitzenden sind sich abschließend einig, dass die nun auf den Weg gebrachten Einschnitte – ein Kraftakt für die ganze Schulfamilie – lediglich eine temporäre Maßnahme darstellen dürfen. Sobald sich die personelle Situation an den Gymnasien wieder entspanne, müssten diese Maßnahmen zurückgenommen werden.
Zu den Verbänden:
Die BayDV (Vereinigung der Direktorinnen und Direktoren der Bayerischen Gymnasien e.V. vertritt Schulleitungen an bayerischen Gymnasien. Die LEV ist die Landes-Eltern-Vereinigung der Gymnasien in Bayern e.V. und vertritt die Eltern bayerischer Gymnasiastinnen und Gymnasiasten. Der bpv (Bayerische Philologenverband) vertritt die Lehrkräfte an Gymnasien und FOSBOS in Bayern.
Für den Inhalt verantwortlich: Ulrike Schneider, Pressereferentin des bpv (presse@bpv.de; Mobil: 0172 8483399)